Sonntag, 30. Oktober 2016

Praktischer Tuschefüller

Der Inktober stand ja vor der Tür und ich war nicht immer zu Hause. Außer Haus mit Tuschefass und Feder herumzuwerkeln ist nicht sehr bequem und andererseits auch ziemlich gefährlich hinsichtlich der Tuscheunfälle. Ich hatte zu Hause auch einen.

Inspiriert von den internationalen Urban Sketchern und weil ich früher Lamyfüller gesammelt habe, hab ich mir die praktische Lösung zugelegt: Die Tusche im Füller.
Da dies nichts ist, was man so kaufen kann, erlebe ich immer wieder Verwunderung darüber, wenn ich das Teil auspacke und drauf los male. Sehr schön ist auch, ohne Vorzeichnung drauf los zu malen. Aber um da etwas Licht ins Dunkel zu bringen und Fragen zu beantworten, möchte ich das mal alles zusammenfassen, was ich da mal eben gewurschtelt habe. Und glücklicherweise auch funktioniert.


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Ich habe einen Pott Rohrer & Klingner Zeichentusche in schwarz. Dazu einen Lamyfüller mit einer EF-Feder (sehr dünn) und eine 3 mL Spritze aus dem Laborbedarf. Bekommt man vielleicht auch in der Apotheke oder einem guten Schreibwarenladen, welcher sich auf Füller spezialisiert hat. Supernerds bei Füllern stehen auf Spritzenfüllungen.

Es gibt auch Schraubkonverter, aber die machen eine große Sauerei, wenn man sie nicht mit einer Spritze befüllt und sie sind sehr klein, da die Schraubmechanik sehr viel Platz einnimmt. Daher habe ich eine normale Patrone, die leer geschrieben und ausgewaschen ist.


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Hier sehen wir die normale Patrone. War mal blaue Tinte drin. Die ist einmal mit schwarzer Tusche gefüllt gewesen und nun leer, aber das sieht man relativ schlecht. Die schwarze Tusche ist ja sehr stark färbend.
Schwarze Tinte kann ich nicht empfehlen, das hab ich schon probiert. Die ist so wenig pigmentiert, dass man quasi die ganze Zeit nur grau malt.


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Mit der Spritze werden 2 mL Tusche aufgezogen.

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Und jetzt vorsichtig in die Patrone spritzen. Beim ersten Mal klappt das sehr gut, danach muss man sich mit der Resttusche in der Patrone herumquälen. Tusche hat eine sehr geringe Oberflächenspannung und bildet daher "Seifenblasen", also Doppellamellen, die sich über die Luft in der Patrone legen. Die Knüle geht sauber durch die Lamelle durch ohne sie platzen zu lassen und drückt bei der Befüllung die Luft nach oben. Damit auch die Lamelle. Und die spritzt einem dann etwas Tusche entgegen. Ich habe die Luft dann immer wieder abgesaugt und die Patrone weiter mit Tusche gefüllt.

Es gibt noch zig andere Tuschen, die vielleicht besser für Füller geeignet sind. Wichtig ist, dass sie nicht super dickflüssig sind. Z.b. würde ich Koh i noor Tusche und Deleter black 4 Tusche nicht in den Füller spritzen, da ich Angst hätte, dass mir alles verklebt. Das Problem hat man mit dieser Tusche auch ab und an.

Die Rohrer & Klingner Zeichentusche verklebt mir vorne immer die Feder. Man kann sie frei schreiben oder etwas anfeuchten, dann gehts auch wieder. Mit der Zeit bildet sich ein verklebter Tuscheberg auf der Feder, der sich nicht mit Wasser entfernen lässt. Hier helfen organische Lösemittel! Schaut, was da ist: Alkohol, Aceton, Nagellackentferner...Bei Nagellackentferner immer aufpassen, da ist Öl mit drin. Und das kann das nächste Bild versauen, das Öl also wieder gut entfernen.


Weiterführende Literatur:

Liz Steel über Sketching Füller  und Tuschen für solche Füller
Well appointed Desk über Füller 
Teoh Yi Chie führt das Ganze im Feld vor Teil 1 und Teil 2

Und hier noch was Cooles: Liz Steel hat das Füllersystem mit weißer Tusche ausprobiert. Ein schnell erreichbares Weiß ist ja immer so ein Problem, wenn man mit den Ballschreibern nicht zurecht kommt.



Und jetzt natürlich noch ein paar Dokumentationen, was man mit dem gefüllten Lamy so alles malen kann.

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Inktober Skizzen, was man so geträumt hat.


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Die dünnen Linien sind mit Füller, die großen Flächen mit Pinsel + Tusche.


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Mehr Inktober

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Mitnehmen ins Cafe und danach colorieren.

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Blick aus meinem Hotelzimmer in Essen.


Der Füller ist deutlich einfacher fest zu halten als Tuschefedern und er lässt sich einfach überall mit hin nehmen. Die Linien verblassen beim Radieren nicht wie bei Finelinern.
Man ist natürlich limitiert durch seine Feder. Ich hab jetzt die dünnste von Lamy und die malt dicker als ein 0.3 mm Fineliner. Mehr so richtung 0.5 mm. Wenn man darauf besteht, dass die Linien super dünn sein müssen, dann muss man sich umschauen, welcher Füllerhersteller so dünne Federn anbietet. Allerdings mag ich gerade das Dicke an der Feder: Es macht sie extrem robust. Man wird sehr schnell und hält sich nicht an Kleinigkeiten auf. Das große Ganze rückt mehr in den Fokus.

Ich hab meine erste Füllung mitte September eingefüllt. Jetzt, ende Oktober ist sie leer. Da lässt sich zeigen, wie sehr sich das Experiment gelohnt hat ;) Ich kanns wirklich empfehlen!

Samstag, 1. Oktober 2016

Schüttelkarte

Mich faszinieren Schüttelkarten ja, aber im Basteln bin ich leider nicht so begabt. Daher gabs bisher von mir noch nicht so viele.

Die erste war diese

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Man kann das Goldpulver komplett über die Platte verteilen und theoretisch auch weider wegmachen, wobei die ausgestrichenen Mikroben dann sichtbar werden. Da es meine erste Schüttelkarte war, war mir nicht bewusst, wie viel Zwischenraum ich lassen muss. Hier leider zu wenig. Aber mit etwas Gewalt kann man das Zeug runterschütteln.


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Nach etwas Übung hab ich dann mehr Zwischenraum gelassen und diese Bierkarte gemacht.

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Und wenn man das Pulver komplett oben in die Schaumkrone schüttelt, entdeckt man "Lactobacillus brevis", einen Bierschädling, der einem den Genuss versaut :)
Hier ist leider etwas zu wenig Pulver drin, aber da es sich stets statisch aufläd, ist das nicht so schlimm.

Vielleicht sollte ich mal schauen, dass ich andere Schüttelmaterialien bekomm. Und dann kann ich die Ideen weiter ausbauen!