Mittwoch, 21. Januar 2015

Polychromos vermalen

In der Beschreibung zu Polychromos steht, dass man sie mit Babyöl vermalen kann. Nun, das ist so nicht richtig. Man kann Babyöl auf das Papier geben, dann löst man einen minimalen Anteil der Farbe an und verteilt sie dazwischen. Grundsätzlich ruiniert man sich damit aber das Papier und hat mehr verloren als gewonnen.
Was wir uns unter "Vermalen" vorstellen, ist ganz sicher der Effekt, der entsteht, wenn man mit Wasser über den Abrieb von Aquarellbuntstiften geht.

Wasser verdunstet nach der Anwendung wieder, Babyöl nicht. Wäre es nicht praktisch, wenn es etwas gäbe, das so funktioniert? Wir suchen also einen organischen, eher unpolaren Leichtsieder.
Und da verschwand der Chemiker sofort im Labor!


 photo m-polychromosvermalen_zps84628a54.jpg

Hier sehen wir Rotviolett links komplett unvermalt.

Danach kommt Dichlormethan CH2Cl2. Dichlormethan löst eigentlich alles, ich setzte meine ganze Hoffnung da rein! Es gibt Reaktionen, die funktionieren NUR in Dichlormethan. Es ist fix verdunstet, es riecht nur sehr wenig und süß... bis auf das große Potential, sehr lebertoxisch zu sein, ein endgeiles Zeug. Aber leider sehen wir, dass auch Dichlormethan nicht den gesamten Farbauftrag löst, es bleibt relativ viel zurück. Vermalen ist das nicht, eher herumsauen.

Als nächstes kommt Petrolether "PE", der deutlich untoxischer ist und mit Reinigungsbenzin vergleichbar wäre. Mit Petrolether entfernen wir zuverlässig Silikonfett. Aber das Löseverhalten des Farbabriebs ist in Petrolether denkbar schlecht.

Aceton ist da etwas polarer. Unser Hauptreinigungsmittel für organische Rückstände. Es ist polarer als Dichlormethan und löst so manche fiese Verschmutzung im handumdrehen auf. Aber nicht den Farbauftrag von Polychromos!

Ethanol ist als Brennspiritus leicht in den Haushalt zu kriegen. Das wäre praktisch. Aber auch Ethanol bekommt so wenig wie Petrolether hin. Der Kreis entstand als eine Art Lache. Ich habe mit dem Pinsel stark drauf herumgeschrubbt "das muss aber!". Es tut nur nicht.

Alle davon tun nicht.
Babyöl hatte übrigens das gleiche Ergebnis wie Petrolether.

Meine letzten Überlegungen sind Benzol (super toxisch) und Orangenterpen. Aber Orangenterpen hab ich nicht und Benzol ist nunmal toxisch.

Mein wissenschaftliches Fazit ist: Wenn man Buntis vermalen möchte, nimmt man Aquarellbuntis. Und bei Polychromos akzeptiert man einfach, dass sie entgegen der Herstellermeinung nicht vermalbar sind. Und falls doch, möge man mir dieses Zauberbabyöl zusenden, das die Stifte vermalen kann. Darüber schreibe ich dann gerne auch einen Testbericht.

6 Kommentare:

  1. Pyridin vielleicht? :D
    Damit hab ich mir mal unabsichtlich den Handschuh komplett aufgelöst... ist halt auch nicht unbedingt das Optimum in der Handhabe aber wär schon interessant zu testen ^^

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  2. Wie wärs mit Isopropanol?

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  3. naja "vermalen" wie Aquarellbuntis ist vielleicht auch nicht gemeint? es geht den Buntstift-Künstlern eher darum, das Pigment in die ganzen kleinen Tiefen des Papiers zu bekommen (also dass man diese typischen weißen Stellen nicht hat). Ich verfolge eine Künstlerin, die dafür auf (geruchlosen) Farbverdünner schwört (da gibts wohl mehrere solche Künstler, sie nennt das mineral spirits, kenn mich da nicht so aus.)
    podcast: http://sharpenedartist.com/podcast/2015/7/20/009-using-solvents-and-layering
    YouTube: (sie hat eine nervige Stimme, aber gute Tipps ^^) https://www.youtube.com/watch?v=4oGAsNuChiU und allgemein https://www.youtube.com/playlist?list=PLRV1jRlitTZBPj7OPHS87RZ-FT5z9y9B8

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  4. Ach du liebe Güte...versuchs doch einfach mal mit GAMSOL oder ZEST IT ! Und wie die Dame vor mir schon bemerkte, bist du mit deinen Wasserfarbenfantasien im falschen Märchenreich unterwegs (gewesen)
    Es geht dabei vielmehr darum mehrere Lagen (Layer) Farbe übereinander verblenden oder Auftragen zu können. Je nach Papier und Aufdrückwahn des Malwütigen lässt sich da nämlich nicht viel machen ohne diese Hilfsmittel.
    Wie so oft haben die US amis da eine weit größere Auswahl an OMS (Odorless Minaral Spirits)aber die haben auch die besseren und leidenschaftlicheren (Hobby) Künstler.
    Jaaaah ich weiss es ist ein Uralter Post aber dennoch kann man DAS so ja SO nicht so stehen lassen...
    Ich bin zb über eine Suchmaschine hier gelandet und hätte mich jetzt hier glatt falsch Informiert :P

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  5. Anonym "Ach du meine Güte", es geht hier aber genau darum, den gesamten Stiftabrieb im Lösemittel zu suspendieren und dann später wieder gleichmäßig zurück zu verteilen. Was du hier verbrettert dogmatisch siehst und unter dem Aspekt alle, die es anders sehen, sofort als "ach du meine Güte"-dumm abstempelst, habe ich unter einer ganz anderen Prämisse betrachtet.

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  6. Auch wenn der Beitrag schon über 5 Jahre alt ist-man kann Polychromos sehr wohl "vermalen". Vermalen nicht im Sinne wie mit Aquarellstiften, aber das Pigment löst sich und verteilt sich. Es geht gar nicht darum, einen Aqaurelleffekt zu erzielen- aber es spart einem Zeit, weil es die weißen Stellen ohne Aufwand füllt und und nicht zuletzt spart es einem den Stift ein. Man kann mehr layern, da man damit nicht die Struktur des Papiers beschädigt und das beste: Helle Farben gehen teilweise über dunkle, was sonst bei Buntstiften schwer möglich ist. Ich habe Zest it und BABYÖL. Babyöl funktioniert bei mir- lässt sich gut vermalen, nur über die Haltbarkeit wäre ich vorsichtig, da Babyöl nicht speziell für Buntstifte gemacht ist, wie zB Zest it

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