Freitag, 12. Dezember 2014

Tutorial zum Kristalle zeichnen

Es gab schon einen Eintrag zu Formen der Kristalle, nachzulesen nochmal hier.

Nachdem man sich eine Vorlage für ein Mineral ausgesucht hat, hilft einem das aber nicht mehr weiter. An diesem Punkt möchte ich ansetzen und weiter machen. Ich zeige jetzt wenig pompöse Beispiele. Das dient einerseits dem Lerneffekt, denn man lernt besser, wenn man einfach beginnt. Andererseits muss ich diese Beispiele aus meinem eigenen Fotografiefundus nehmen und die sind leider nicht so schick wie in den Büchern von ausgebildeten Fotografen.

 photo krist-tutdoppelspat_zpse2c46571.jpg

Das hier ist Doppelspat. Er hat eine etwas eigenartige Brechung, deswegen verwirrt die Anordnung der Schatten und Lichter. Legt man einen Text dahinter, kann man ihn doppelt sehen. Das soll uns nicht weiter stören. Jetzt geht es ums hinschauen und verstehen.
Und eigentlich um extrem stumpfes Abzeichnen. Ran an die Stifte!


 photo krist-tut-spat2_zps6206cd0b.jpg

Gestartet wird am besten mit der äußeren Linie. Die Linie, die den Block von einer Umgebung abgrenzt. Hier ist das einfach. Dann werden die inneren Linien dazu gezeichnet. Sinnvoll ist es, einen hellen Buntstift dafür zu nehmen. Bei robustem Aquarellpapier eignet sich auch ein heller Bleistift.
In der zweiten Abbildung habe ich dann schematisch dargestellt, wie sich die einzelnen Farbbereiche grob voneinander abgrenzen. Was liegt wo? Zum Start kann man sowas als Skizze machen und sich dann bei der Reinzeichnung auf gutem Papier daran orientieren. In Abbildung 3 sind diese Regionen dann grob mit Farben angemalt. Immer von hell nach dunkel. Bei Aquarell und Copicmarker arbeitet man genau so. Und in Abbildung 4, wo ich dann die harten Bleistiftstriche außen vor gelassen habe, sind diese Teile mit dunkleren Farben schattiert.

Es ist zu Anfang etwas kniffelig, was man alles als Schattierung interpretieren soll. Manchmal hilft auch, sich das in Lagen aufzubauen. Immer noch dunkler werden und immer wieder zur Vorlage hingucken. Dabei vor allem nicht von gubbeligen Kristallflächen abschrecken lassen! Kristalle in dieser Größe sind nicht mehr perfekt, sie haben überall Fehlverwachsungen drin. Diese Fehler helfen dir, denn die bringen Leben in die Fläche. Nimm das als Geschenk an und nutze es für dich aus. Man sieht oftmals Streifen, aber auch unregelmäßige Wolkenoberflächen.

Ein weiteres Beispiel: Der Bergkristall. Hier musst du vorsichtig mit einen Vorlagen umgehen, denn der Bergkristall wird gerne für die Esotherik gebraucht. Und in der Esotherik ist es wichtig, dass der Stein nett aussieht. Daher werden die Flächen nachgeschliffen und verlieren ihren Charakter. Das ist zwar einfacher zu malen, sieht aber langweilig aus und Leute mit Kennerblick belächeln dich. Schau mal, einer aus der Esotherik. Es sei denn, du zeichnest ein Esotherikbild, da passt es besser, einen falsch geschliffenen zu nehmen.


 photo krist-tut-bergkristall_zpsc5e1c980.jpg

Links sieht man besagtes Streifenmuster auf der Oberfläche. Bei besonders klaren Kristallen ist es wichtig, sich den Bildhintergrund zu verdeutlichen. Hier haben wir ein dunkles Grau, das wir im Kristall durchsehen können. Das muss im Bild unbedingt auftauchen! Wenn dein Hintergrund rot sein soll, versuch die Vorlage in einem Grafikprogramm umzufärben, sodass das Rot auch im Kristall wiederzufinden ist.

 photo krist-tut-sio2-2_zps046e2608.jpg

Hier gilt wieder: Hinschauen, Linien finden und erneut Flächen definieren.
Beobachtung ist das Ein und Alles.



Anderer Fall. Dir ist das alles zu blöde und zu aufwändig. Du bist eigentlich der Typ, der Obelisken statt Kristalle malt. Sie sollen dein Bild unterstützen, deine Figur untermalen, alles unterstreichen, aber nicht zu viel zeit rauben und deiner Figur nicht die Show stehlen. Dann brauchst du eine schnelle Patentlösung.
- Dein Vorbild ist der Bergkristall. Er bildet lange, schlanke Kristalle.
- Der Bergkristall hat 6 statt 4 Flächen, du siehst also immer drei davon. Zeichne sie!
- Versuche, möglichst viel Variation in die Spitze zu bekommen. Schau dir viele unterschiedliche Spitzen an.


 photo bergkristalle_zpsfd7324fe.jpg

Und schon hast du eine Variation in deinen kristallen. Und sie sind obendrein existente Kristalle, welche man auch als solche nennen darf. Bei diesen besonders klaren, gerade gewachsenen Kollegen findest du in den Vorlagen, die du dir anschaust, auch sehr einfache Colorationsmuster. Welche Fläche ist dunkel, welche hell? wo kann ich die Lichtfläche setzen? wo weicht das Muster ab und schafft interessante Bereiche?

Dieses besonders starke Beobachten von Flächen und hell/dunkel Bereichen schult den Blick sehr genau. Du wirst merken, dass dir danach andere Vorlagen auch einfacher abzuzeichnen vorkommen. Der Kristall bietet dabei durch seine klaren Flächen begrenzte Bereiche, um den Blick zu schulen. Der Baum ist da schwieriger, weil er immer irgendwie wächst. Den Baum wirst du dann aber auch schaffen.

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